Zwei 37-Jährige brauen zu Hause ihr eigenes Bier

10.02.2005

Von Robin Klöppel
Tel.: (0 64 71) 93 80 29

Runkel/Limburg. 1982 sahen die Freunde Daniel Greher aus Dehrn und Dirk Wagner aus Eschhofen in der Fernsehsendung "Hobbythek" mit Jean Pütz das erste Mal, wie man zu Hause selbst Bier brauen kann. Seit zwölf Jahren haben die beiden jungen Männer nun ihre eigene Hausbrauerei "Mühlenbräu" und leiten zudem die Interessengemeinschaft (IG) "Haus- und Hobbybrauer Nassauer Land".

200 Liter Bier darf jeder Hobbybrauer für den Eigenbedarf laut Wagner jährlich daheim brauen. "Mühlenbräu" nutzt diese Menge mit vier Brauungen mit je 50 Litern komplett aus, darf seine Biere aber nicht kommerziell vertreiben.

Außerdem muss jeder "Hobby-Bierhersteller" vorher die Brautätigkeit beim Regierungspräsidium Gießen anmelden.

Wie der hauptberuflich im Einkauf bei der Energieversorgung Limburg tätige Wagner und der Softwareentwickler Greher (beide 37) berichten, brauen sie nicht, weil sie Alkoholiker sind oder dadurch Geld sparen können, sondern weil sie ihr eigenes Bier viel besser als die Massenware aus dem Supermarkt finden und ihnen die Brautätigkeit macht.

Denn um das Aroma zu verbessern, müsse viel experimentiert werden. Die heimischen Bierfreunde verstehen offenbar etwas von ihrem Handwerk. Denn 2001 erangen sie bei einer Bierprüfung des Vereins "Haus- und Hobbybrauer Deutschland" mit einem Pils den zweiten Platz.

"Bei solchen Wettbewerben muss man natürlich auch Glück haben, genau den Geschmack der Prüfer zu treffen", sagt Wagner. Greher und er wollen der breiten Bevölkerung wieder deutlich machen, aus was Bier eigentlich besteht und wie es hergestellt wird.

Kreativität ausleben

Denn viele würden zwar im Geschäft nach Bier greifen, wüssten aber überhaupt nicht mehr, was sie eigentlich zu sich nehmen, denken die beiden. Dabei sei es eine Kunst, aus Wasser, Gerste und Malz Bier zu brauen. Bier sei vor einigen Jahrhunderten noch überwiegend zu Hause produziert worden, damals in der Regel von Frauen.

Die Großbrauereien müssten nun einmal wirtschaftlich denken, das heißt möglichst billig eine Ware produzieren, die bundesweit in großen Mengen absetzbar sei. "Der Heimbrauer braut nur für sich, und der Preis ist Nebensache", sagt Wagner: "Außerdem muss er sich nicht stur an das Reinheitsgebot halten und kann entsprechend seine Kreativität ausleben".

Die "Mühlenbräu"-Biere enthielten alle wichtigen Nährstoffe, und es schmecke nicht jede Flasche wie die andere. Dass Greher und Wagner die Rezepte nach eigener Intuition verändert haben, scheint dem Endprodukt nicht schlecht zu bekommen. "Es ist bis jetzt nur einmal passiert, dass wir das selbst gebraute Bier selbst nicht trinken wollten", berichtet Greher.

Ihr Können haben sein Freund und er sich selbst angeeignet, neben den Unterlagen von Jean Pütz auch das Internet nach neuen Tipps und Tricks durchforstet.

Heute werden in der Kellerbrauerei verschiedene ober- und untergärige Biere hergestellt, beim jüngsten Mal ein kräftiges Bier nach Art des Guinness, und natürlich verkostet.

Der Brau- und Lagervorgang dauert nach Angaben der Hobbybrauer nicht länger, als bei den Profis, nur die Produktionsmenge ist kleiner.

Zubehör selbst gebaut

Die Tätigkeit startet bereits eine Woche vor dem eigentlichen Braubeginn, wenn die Flüssighefe mit Malzextrakt und Wasser derart vermehrt wird, dass sie für 50 Liter fertiges Bier ausreicht.

Nach dem mehrstufigen Brauverfahren, in dem auch Hopfen zum Einsatz kommt, muss das Bier noch ein bis zwei Wochen kalt bei null bis vier Grad Celsius gelagert werden, damit sich das Bier klärt und die Kohlensäure fein gebunden wird.

Je nach Biertyp wird das Bier vor Verzehr noch bis zu sechs Wochen gelagert. Das Brauzubehör haben sich Wagner und Greher selbst gebaut, die Töpfe stammen von der Bundeswehr. Denn Zubehör für Hobbybrauer gebe es zwar im Fachhandel, sei aber nicht gerade günstig, erzählt Wagner.

"Mühlenbräu" hält und unterstützt den Kontakt zu den einzelnen heimischen Bierbrauern und organisiert mindestens einmal jährlich das regionale Hausbrauertreffen. Dort treffen sich die regionalen Hobbybrauer, um Erfahrungen auszutauschen und sich kennenzulernen.

"Das Hobby wird immer mehr zum Trend", weiß Wagner. Im Nassauer Land gebe es mittlerweile 20 organisierte Hobbybrauer, und bundesweit sogar 400. Den Regionalverband erreichen Interessenten per Mail unter info@muehlenbaeu.de.

Mehr Infos zum Verband und Rezepte zum selber Bier brauen gibt es unter www.muehlenbraeu.de oder unter www.hausgebraut.de.